Samstag, 10. April 2010

Süchte.

Wer hat es nicht. Dieses kleine Laster, diese unscheinbare Obsession, diese unangenehme Angewohnheit oder dieses offensichtliche Verlangen. Was ist das eigentlich, was uns treibt?

"Sucht" kommt nicht etwa vom Verb "suchen", wie man leicht annehmen könnte, sondern vielmehr von "siechen" (= an einer Krankheit leiden) - Wikipedia sei Dank... Aber stimmt das denn? Ist es ein Leiden oder doch vielmehr die Suche nach irgendetwas?

Verschaffen wir uns einen Überblick. Was für Süchte gibt es?

Sucht, Drogen-
Allen voran steht natürlich die Abhängigkeit nach gewissen Mitteln, die uns aufputschen, uns runterbringen, uns aufwecken oder uns wegschießen. Der Körper, der Verstand funktioniert irgendwann nicht mehr ohne diese Stoffe. Schmerzen, Wahnvorstellungen sind die Folge. Aber wozu dienen diese Stoffe? Sind sie Mittel zum Zweck, ein möglicher Pfad auf der Suche - ja, wonach eigentlich? Glückseligkeit? Frohsinn? Tiefe Gedanken? Einsicht? Entspannung? Innere Ruhe? In den großen Drogenzeiten der 60er und 70er Jahr kannte man "Bewusstseinserweiternde Drogen" ... wozu sollte man sein Bewusstsein ausdehnen wollen, wenn man nicht auf der Suche nach etwas ist. Und ist es nicht erst die körperliche und geistige Abhängigkeit vom nächsten Schuss, der nächsten Line, dem nächsten Rausch, die daraus eine Krankheit macht?

Sucht, Sex-
Wer sich für die Ehe aufsparen will, sollte beim nächsten Punkt weiterlesen, sich aber auch Britney Spears als warnendes Beispiel vor Augen führen - der Mann ein Depp, die Kinder am Hals, die Karriere im Arsch.
Wer hingegen schon einmal richtig guten Sex erlebt hat, weiß, was gemeint ist. Medizinisch gesehen ist Sex definitiv eine Droge. Die Symptome sind eindeutig. Der Blutdruck steigt, der Puls rast, die Haut schwitzt wie bei einem 3000 Meterlauf, der Verstand schaltet sich aus, die Instinkte übernehmen, der Höhepunkt rafft auch noch das letzte bißchen Rationalität hinweg, die Muskeln verkrampfen und entspannen sich, man ist anschließend körperlich erschöpft, außer Atem und tief befriedigt. Und wie bei einem Schockzustand beginnen die tiefen Kratzer im Rücken erst weit im Nachhinein weh zu tun. Der chemische Stoff, der dahinter steckt ist Dopamin, begleitet von seinem bösen Zwillingsbruder dem Serotonin (ersteres ist der Stoff, der uns das angenehme Gefühl von Watte im Kopf nach dem Höhepunkt verpasst, während sein Bruder dafür sorgt, dass man(n) - aber auch Frau - danach (in der Regel) nicht sofort wieder können). Wer das erlebt hat, will es wieder haben, so oft es geht, am besten sofort ... ob mit dem gleichen oder wechselnden Partnern bleibt jedem selbst überlassen. Unerwünschte Nebenwirkungen nicht auszuschließen.

Sucht, Sehn-
Das Verlangen jemanden wiederzusehen, im Arm zu halten, zu küssen. Eine direkte Folge des Mangels an körperlicher Nähe. Manchmal verknüpft mit dem Verlangen nach Sex (siehe Sucht, Sex-). Der Preis, den jeder zahlen muss, wenn man die angenehmen Kleinigkeiten haben möchte, wie "durch-den-Tag-schweben", "Dauergrinsen", "Herzklopfen", "Glückseligkeit" usw. aber nicht die Möglichkeit haben, die nötige Nähe täglich, stündlich oder wie häufig man es eben braucht zu konsumieren. Auch hier gilt: richtig dosiert, eine tolle Sache. Entsteht eine körperliche/geistige Abhängigkeit, kann es schnell krankhafte Züge annehmen - die Medizin und der Volksmund spricht dann vom Phänomen: "Klammern".

Sucht, Eifer-
Eifersucht ist das kleine Stechen, die kleine Unsicherheit, die leicht entstehen kann, gerade in Verbindung mit einem Mangel an körperlicher Nähe (siehe Sucht, Sehn-). Eifersucht ist "das Salz in der Suppe" jeder Beziehung. Aber gleichzeitig gilt: "Ist das Essen versalzen, ist der Koch verliebt." Wie passt das zusammen? Wer verliebt ist, ist unsicher. Kann manchmal sein Glück nicht fassen, vermutet nur ein Strohfeuer oder hat sich vielleicht sogar an einem solchen mal die Finger verbrannt. Kleine Gesten, Abende mit (Ex-)Freunden und Freundinnen werden dann schnell falsch interpretiert. Das Stechen ist deutlich zu spüren. Aber das ist auch gut so. Sind wir verliebt, sind wir glücklich. Aber ich bin auch glücklich über einen dringend gesuchten Parkplatz, über eine staufreie Autobahn, zuhause zu sein nach einem langen anstrengenden Tag. Erst der kleine Stich, diese leichte Unzufriedenheit, die für einen Moment das oberflächliche Glücksgefühl davonfegen vermag, zeigt mir, dass ich verliebt bin. Dahinter steht der Wunsch, dass man selbst der Grund für die Freude des anderen ist. Dass man selbst diesen Abend miterleben durfte. Das Vertrauen bleibt unerschüttert. Erst wenn Eifersucht zur Krankheit mutiert, ist das gegenseitige Vertrauen zum Teufel und aus einem zufrieden geseufzten "meins!" wird ein vielstimmiger, aggressiver Möwenchor, der beharrlich "MEINS!" brüllt.

Ich bin süchtig. Ich bin hochgradig süchtig. Sehnsüchtig warte ich auf die nächste Woche. Ich bin eifersüchtig, süchtig nach dem Klang ihrer Stimme, süchtig nach ihrer Nähe, kurz ich bin verliebt.

Und nicht zuletzt war sie es, die mich auf das perfekte Schlusswort gebracht hat:

"It's true, what they say. Fucking for love might be the last legal drug" (Korn - Last legal drug)

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